Leitbild der ZGKJPP

In der ZGKJPP sind sowohl freipraktizierende als auch in Institutionen tätige Kinder- und Jugendpsychiaterinnen und -psychiater organisiert. 

Die Fachgesellschaft

Die Fachgesellschaft hat einerseits Aufgaben zu erfüllen, die der Sicherung der Berufsvoraussetzungen und -tätigkeiten durch die Standespolitik dienen, anderseits übernimmt sie fachliche Aufgabenbereiche, die von einzelnen Kollegen oder Kolleginnen nicht wahrgenommen werden können: Öffentlichkeitsarbeit, Behördenarbeit, Kontakte zu andern Facharztorganisationen, Krankenkassen u.a.m.

Aufgaben:

  • fachlicher Austausch und Qualitätssicherung
  • Koordinierung der ambulanten und stationären Behandlungen von Kindern, Jugendlichen und deren Familien
  • Ansprechpartnerin für die Gesundheitsdirektion bei kinder- und jugendpsychiatrischen Problemstellungen und Versorgungsfragen
  • Förderung von Weiter- und Fortbildung.
  • Vernetzung und interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Jugendhilfe-Institutionen, Fachgesellschaften und Organisationen
  • standespolitische Vertretung der Mitglieder
  • Öffentlichkeitsarbeit

Gesellschaftspolitische Grundsätze

  • Die Fachgesellschaft setzt sich in allen Gremien dafür ein, dass seelische Grundbedürfnisse wahrgenommen werden und dass psychisch leidende Menschen nicht benachteiligt oder diskriminiert werden.
  • Sie fördert den Schutz und die Erhaltung der Individualität und Würde jedes Menschen und seiner familiären und sozialen Beziehungen.
  • Psychisches Leiden ist immer eingebunden in eine sozioökonomische (kulturelle) Realität. Zu einzelnen Aspekten dieser Realität nehmen Mitglieder aufgrund ihrer Berufserfahrung politisch und öffentlich Stellung.
  • Die Fachgesellschaft setzt sich dafür ein, dass psychisch kranke Kinder und Jugendliche von kompetenten Spezialärzten für Kinder- und Jugendpsychiatrie betreut und behandelt werden.
  • Die Fachgesellschaft tritt im Bereich der Psychotherapie für die heute gängige Methodenvielfalt ein.

Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie in der freien Praxis

Wir verdanken die Grundlage der nachstehenden Ausführungen der ehemaligen Arbeitsgruppe für die Ergänzungen zum Konzept für die Kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung im Kanton Zürich.

Charakteristisch in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie ist die ganzheitliche Betrachtungsweise des Kindes/Jugendlichen in dessen Eigenart und in dessen Lebensumwelt: bio-psycho-sozialer Ansatz. In diese Betrachungsweise miteingeschlossen werden je nach Situation die Familie oder Ersatzfamilie, die Schule, der Arbeitsplatz, u.v.a.m.

Überblick

Kooperationsbereiche und Koordinationsaufgaben des Kinder- und Jugendpsychiaters: 

Aufgaben

Kinder- und Jugendpsychiater arbeiten für die seelische Gesundheit und Entwicklung des Kindes und Jugendlichen. Die niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychiater bieten langfristige personelle Konstanz. Er ist über Jahre Ansprechpartner und Anlaufstelle bei psychischen Problemen im Entwicklungsprozess des Kindes und Jugendlichen und deren Familie. Das Arbeitsgebiet des freipraktizierenden Kinder- und Jugendpsychiaters umfasst:

a) Diagnostik

  • Abklärung des emotionalen, kognitiven und sozialen Entwicklungsstandes
  • testpsychologische Untersuchungen
  • Einleiten von somatischen, neuropsychologischen, psychomotorischen, logopädischen Zusatzuntersuchungen

b) Therapie

  • Kurz-, mittel- und längerfristige Psychotherapien von Einzelnen, Paaren, Familien und Gruppen. Es kommen Methoden und Techniken verschiedener psychotharapeutischer Richtungen zum Einsatz: tiefenpsychologische, humanistische, verhaltenstherapeutische, klientenzentrierte und systemische Therapieformen..
  • unterstützende Pharmakotherapie

c) Krisenintervention

  • Debriefing (Intervention bei Lebenskrisen und traumatischen Erlebnissen)
  • Ressourcen- und lösungsorientierte Interventionen
  • Vernetzungsarbeit mit den Bezugssystemen

d) Beratung

  • der persönlich Betroffenen
  • der relevanten Bezugspersonen, Fachleute und Institutionen.

e) Sozialpsychiatrische Aufgaben
Die Arbeit in diesem Bereich hat in den letzten Jahren stark zugenommen und wird u.a. wesentlich von den freipraktizierenden Kinder- und Jugendpsychiatern wahrgenommen.
Der sozialpsychiatrische Bereich erfordert wichtige Koordinationsaufgaben mit hoher Arbeitsintensität.

f) Delegierte Psychotherapie
Der Kinder- und Jugendpsychiater kann nichtärztliche Psychotherapien delegieren.

g) Notfalldienst
Die Freipraktizierenden nehmen am psychiatrischen Notfalldienst ihrer jeweiligen Region teil.

h) Forensik
Freipraktizierende stellen sich auch für strafrechtliche und zivilrechtliche Begutachtungen zur Verfügung. 

Aktuelle Entwicklung und Perspektiven aus der Sicht der freipraktizierenden Kinder- und Jugendpsychiaterinnen und -psychiater

a) Sozialpolitische Entwicklung

  • Innen- und aussenpolitische gesellschaftliche Entwicklungen, v.a. auch soziokulturelle Einflüsse zeigen sich in unserer Arbeit. Erschwerte wirtschaftlichen Lebnesbedingungen sind in der Kinder- und Jugendpsychiatrie unmittelbar spürbar.
  • In der Adoleszenz (Ausbildungs- und Berufsfindungszeit) führen diese zu einer verstärkten Polarisierung zwischen gesunden, gesellschaftlich integrierten und kranken, sozial desintegrierten, mit schwierigen Lebensläufen belasteten Jugendlichen. Damit ist eine weitere Zunahme von psychosomatischen Störungen, Suchtproblemen sowie ein Anstieg der Suizidrate bei Jugendlichen zu erwarten.
  • Familien mit geringem Einkommen und insbesondere Einelternfamilien stehen unter Existenzdruck und sind damit für psychische Störungen anfälliger.
  • Kürzungen bei schulischen Fördermassnahmen können zu erschwerten schulischen Werdegängen und Integrationsproblemen ins Berufsleben führen, was unter anderem eine Zunahme von Dissozialität und Delinquenz bedeutet.
  • Migrationsfamilien und multikulturelle Familien führen immer wieder zu Problemstellungen, die noch wenig bekannt sind, was unter anderem die enge Zusammenarbeit mit spezialisierten Organisationen bedingt.

b) Versorgungssituation
Die Versorgungssituation von Kindern und Jugendlichen im Kanton Zürich ist im teilstationären und stationären Bereich noch ungenügend, ebenso im Bereich der Krisenintervention. Im ambulanten Bereich gibt es grosse regionale Versorgungsunterschiede mit Lücken.

c) Prävention

  • Die rechtzeitige und angemessene kinder- und jugendpsychiatrische Behandlung und Betreuung ist eine wichtige präventive Aufgabe, um sowohl Leiden als auch Kosten in dieser und den nachfolgenden Generationen einzudämmen.
  • Präventive Aufgaben der Zukunft werden u.a. die Suizidprophylaxe, die Betreuung von Adoleszenzmüttern und die Säuglingspsychiatrie sein. 
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